Strandbeest auf der Ars Electronica 2005

Datum

Strandbeester1 sind Skulpturen, Maschinen, Kreaturen. Ihr Schöpfer ist der Niederländer Theo Jansen, der diese Konstruktionen aus Installationsrohren, Kunststoff-Folie, Einwegflaschen, Schnüren und Kabelbindern am Computer entwirft und dann zusammenbaut.

Die Fotos dieser Wesen in ersten Presseankündigungen kurz vor Beginn der Ars Electronica 2005 sind faszinierend. Die Strandbeester wirken gleichzeitig zerbrechlich und monströs wie ein Saurierskelett. Die wahre Größe lässt sich auf den Pressefotos nicht erkennen.

Da Vinci baut Kulissen für „Mad Max“

Assoziationen mit mechanischen Ikonen aus Renaissance, Kinderzeit und Science-Fiction blitzen auf:

  • Leonardo da Vinci’s Flugmaschinen
  • Mad Max in „Beyond Thunderdome“
  • die Szenerie2, in der der von Kevin Costner gespielte Mariner im Film „Waterworld“ gefangen gehalten wird
  • die Matador-Holzbaukästen aus den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts3

An den holländischen Stränden laufen die Strandbiester durch Windkraft4. Als Antrieb während der Ausstellung auf dem aufgeschütteten Sandstrand wird Pressluft aus einem Kompressor verwendet. Damit werden PET-Flaschen betankt, die in Molotov-Orgel-artigen Bündeln im Gerippe der Skulptur angebunden sind.

Kunst oder Krempel?

„Kunst kommt von Können.“ Das ist zwar nichts weniger als wahr, aber was ist nun wirklich die Kunst an diesen Objekten?

Die Konstruktion der Skelette ist Konstrukteurshandwerk. Die Komplexität ist zwar hoch, aber mit Hilfe von Rechnern sicher beherrschbar.

Für den Zusammenbau mit Kabelbindern und Kunststoffschnüren braucht Theo Jansen sicher die Geduld eines Puzzlespielers und die Genauigkeit eines Uhrmachers5.

Wirklich berührend für mich ist aber, welche Fantasie und gleichsam kindliche Freude an der Mechanik in diesen Maschinen sichtbar wird. Noch bevor das erste Fingerglied gezeichnet ist und lange bevor der erste Schritt gesetzt wird, werden Verbindungknoten getestet und verworfen, Bewegungsabläufe im Kopf durchgespielt und Fachwerke aus hellbeigen Installationsrohren entworren.

Die Werke sind wahrscheinlich weniger „ars“ als vieles andere, das auf der AE zu sehen ist, auf gar keinen Fall „electronica“.

Aber es war schön, das gesehen zu haben.

Fussnoten

1 Theo Jansens Website strandbeest.com

2 Szene aus Waterworld

3 Das Matador-Museum

4 Strandbeester in Bewegung

5 Ein Interview mit Theo Jansen über Arbeitsweise und seine Sicht zu Kunst und Handwerk.